Nachdenklichkeit „at it’s best“! Das Videokunst-Projekt „Lichte Momente 2017“ in der Osnabrücker Altstadt präsentiert wieder einmal überraschende Projektionen. Im Heger-Tor-Viertel, an der Außenfassade der Kunsthalle sowie am Felix-Nussbaum-Haus.

Internationales Flutlicht erhellt Osnabrück

Im neunten Jahr hat die Initiatorin und Kuratorin Valérie Schwindt-Kleveman zwei international arbeitende Künstler engagieren können: Filippo Berta aus Italien und Jan Tichy aus den USA. Diese stellen Videos für die Osnabrücker Altstadt zur Verfügung. „Lichte Momente“ schafft damit eine Verbindung zum „European Media Art Festival“, welches sich in Osnabrück seit langen Jahren mit internationaler Ausstrahlung etabliert hat. Das kann man als Bereicherung für unsere Stadt sehen.

Der berühmt-berüchtigte Aha-Effekt bleibt auch nicht aus

Zeitgleich mit der Eröffnung von „Lichte Momente“ präsentiert die Kunsthalle Osnabrück die Einzelausstellung „Installation Nr. 29 (Neues Rathaus)“ von Jan Tichy. Neben Arbeiten des Künstlers wird als Highlight das Kirchenschiff präsentiert. In Anlehnung an den Schildbürgerstreich wurden in diesem Fall die Fenster verdunkelt und mittels vier Beamern werden geometrische Formen mit bis zu 50 Metern Projektionslänge in den Kirchenraum gezeichnet: ein besonderes Erlebnis, das Geduld erfordert. Nichts für Action-Fans, obwohl spannend ist es allemal, was Licht und Schatten für Emotionen wecken können. Das Aha-Erlebnis ist garantiert!

Präsentiert werden ebenfalls die Resultate des Partizipationsprojektes #lichttraeger, im Rahmen dessen die Kunsthalle seit Mai 2016 Fotos von Lichtreflexen, aufgenommen von Besuchern, sammelt. Die sehr individuellen Aufnahmen versprühen eine fesselnde Atmosphäre und spiegeln die Begeisterung der Fotografen wider – das sollte man gesehen haben. Ein weiterer Aha-Effekt ist garantiert! Erwähnenswert ist die Zusammenarbeit von Jan Tichy mit Osnabrücker Schülern/ Studenten und Flüchtlingen.

Changing Osnabrück – Was bewegt Jugendliche?

Als eine weitere Besonderheit wurden dieses Jahr Jungfilmer aufgerufen, sich für das Projekt „Changing Osnabrück“ zu engagieren, indem sie ein Video nach dem Konzept von Jan Tichy drehen. Die Vorgabe: Einen visuell interessanten Ort finden, einen geeigneten Bildausschnitt festlegen und eine urbane Situation für zwei Minuten festhalten, ohne die Kamera zu bewegen. Das Ergebnis ist ein „Expanded Moment“ (ausgedehnter Moment). Die Idee dahinter war, Jugendlichen den Zugang zur Kultur zu ermöglichen, und für diese mediengeprägte Generation neuartige Gestaltungs- und Mitwirkungserfahrungen zu schaffen. Durch die Partizipation vieler Jugendlicher unterschiedlichster Herkunft konnten sehr persönliche Ergebnisse erzielt werden. Die Resultate können auch online auf
www.youtube.com und vimeo.com bestaunt werden.

karteMasse statt Klasse? Nicht bei Lichte Momente 2017

Die Outdoor-Projektionen sind im Zeitraum 19. November bis zum 8. Januar 2017, täglich von 17 bis 22 Uhr zu sehen. Alle Projekte behandeln das Thema „Licht“. Eine Verknüpfung zwischen Jan Tichy, „Lichte Momente“ und „Changing Osnabrück“ kann man zudem darin erkennen, dass neben dem Thema „Licht“ soziale und lokale Themen eine große Rolle spielen: Beim Video „Cheese“ des Künstlers Filippo Berta wird der Zuschauer in der Heger Straße 2 mit Smiley-zeichnenden Geiseln konfrontiert. Auf lokaler Ebene greift „Changing Osnabrück“, das an der Seitenfassade des Felix-Nussbaum-Hauses projiziert wird, den Wandel der Stadt Osnabrück aus der Sicht der Jungen Filmer auf und stellt diesen zur Diskussion. Einen Blick auf den Haupteingang der Kunsthalle zu werfen lohnt sich!

Denn in Anlehnung an die Schildbürger, wo Licht in das gebaute Rathaus getragen wurde um es zu erhellen, wird hier Licht nach außen gegen die Tür projiziert, um außergewöhnliche Bilder zu erschaffen. Gebannt starren wir Zuschauer auf die Tür, um nichts von dem 45-minütigen Spektakel zu verpassen. Jede Form, jedes Bild löst andere Gefühle in uns aus. Lassen Sie sich verzaubern!

Die verschiedenen Projekte geben gebündelt viel Anlass zum Nachdenken und Verweilen und schaffen ein nachdenkliches Gegenwicht zum geschäftigen Weihnachtsrummel. Es wird mit unseren Erwartungen gespielt, aber auch an die interpretativen Fähigkeiten appelliert!

Fühlen Sie sich nun ein wenig erleuchtet? Wir jedenfalls fühlen uns beflügelt und inspiriert von den vielen Eindrücken!

ERIK RAÚL DOMBRE

> bis 8.1.2017, Lichte Momente 2017, Osnabrück Altstadt
> bis 8.1.2017 Jan Tichy „Installation Nr. 29 (Neues Rathaus)“, Kunsthalle Osnabrück